Mit dem MLO-Programm nimmt Akiem sein Schicksal selbst in die Hand

Mit dem MLO-Programm nimmt Akiem sein Schicksal selbst in die Hand

Seit September 2021 hat Akiem ein anspruchsvolles Projekt auf den Weg gebracht: Die Flotte von Prima-Lokomotiven wird durch die Mobilisierung interner Kompetenzen generalüberholt. Nahaufnahme einer vielversprechenden Herausforderung.

MLO: Mid-Life Operations. Diese drei Buchstaben bezeichnen ein industrielles Programm von für Akiem bisher ungekannten Ausmaßen. Es betrifft die 153 Prima-Lokomotiven des Typs BB27000 und BB37000, also circa 20% der vom Unternehmen verwalteten Flotte. „Die Lokomotiven wurden zwischen 2003 und 2009 gebaut“, erklärt Renaud Brassart, Leiter des Programms zur schweren Instandhaltung der Prima-Lokomotiven für den Bereich Maintenance & Services. „Heute müssen sie umfangreichen Instandhaltungsarbeiten unterzogen werden, die ihnen mindestens zehn zusätzliche Betriebsjahre garantieren.

Bisher hatte sich Akiem für die gesamte Ausführung derartiger Leistungen an Lieferanten wie Alstom oder Masteris gewandt, doch das Unternehmen hat nun beschlossen, sich dieses Programm komplett ins Haus zu holen. Eine groß angelegte Aktion, die übrigens weitgehend zur endgültigen Entscheidung für den Bau des Standorts Ostricourt beigetragen hat. Welche Vorteile hiervon erwartet werden? „Eine bessere Kontrolle der Termine und Kosten sowie der Qualitäts- und Produktivitätskriterien, die für die Arbeit an den Prima-Lokomotiven gelten“, antwortet Renaud Brassart.

Eine größere Zufriedenheit unserer Kunden, mit Zugang zu gut aufbereiteten Fahrzeugen, die zuverlässiger und schneller verfügbar sind als vorher

Nicolas Dupret Deputy Asset Director für den Bereich Locomotive Leasing

Von Grund auf neu definierte Prozesse

Heute trägt das Werk in Krefeld zwar bereits zur Instandsetzung von Lokomotiven bei (Traxx, Vectron …), doch handelt es sich dabei um bestehende Instandhaltungsabläufe, die unsere Teams perfekt beherrschen. Das für das Programm MLO zuständige Team musste bei Null anfangen und die gesamten Prozesse von Grund auf ausarbeiten: Prüfverfahren, Methodik, Logistik, Planung usw. „Dass es noch keine Instandhaltungspläne gab, war eine der größten Schwierigkeiten, die bewältigt werden mussten“, betont Nicolas Dupret. „Mit Hilfe eines externen Beratungsunternehmens haben wir in mühevoller Kleinarbeit die Liste der Bauteile aufgestellt, die kontrolliert, überholt oder erneuert werden müssen, und dazu die technischen Spezifikationen ausgearbeitet, die die auszuführenden Aufgaben im Detail beschreiben.“ Die Erfahrungen aus den ersten Revisionen können bei Bedarf in die Anpassung der Abläufe einfließen.

Die Anpassungsfähigkeit der Akiem-Teams wurde auch im Bereich Industriequalität auf die Probe gestellt: zahlreiche Kontrollen der überholten oder neu installierten Teile, Lieferantengarantien… es musste ein erweitertes Modell eingerichtet werden, das es im Unternehmen in diesem Maßstab noch nicht gab. Diese interne Übernahme der schweren Instandhaltungsarbeiten ist also ein riesiger Schritt, der für Akiem einen Vorsprung vor der Konkurrenz darstellt: Wir werden tatsächlich der einzige Anbieter am französischen Leasingmarkt für Schienenfahrzeuge sein, der solche Arbeiten zu 100% selbst bewerkstelligen kann.

Nur acht Wochen, um eine Lokomotive zu bearbeiten

Wenn das MLO-Programm seine normale Taktzeit erreicht, werden vier Lokomotiven gleichzeitig bearbeitet werden. Bei jedem Fahrzeug werden nicht weniger als 60 Bauteile überholt – Bremsmodul, Stromabnehmer, Hochspannungsschalter usw. Angesichts dieses Volumens hat Akiem viele Lieferanten mobilisiert.

 

 

Bei den Ausschreibungen haben wir Partner bevorzugt, die zuverlässige Lösungen anbieten – jedoch ohne ‚Überqualität‘, um die Kosten einzudämmen. Während der Auswahlphase haben wir wiederholt Besuche vor Ort durchgeführt, um die Arbeitsorganisation, die Systeme zur Qualitätskontrolle und das eingesetzte Material zu prüfen

Samia Saadaoui und Elias Charles strategische Einkäufer in der Einkaufsabteilung der Gruppe

Akiem hat sich zum Ziel gesetzt, die Revision einer Maschine innerhalb von nur acht Wochen zu garantieren. Eine wahre Herausforderung! „Wenn wir die Termine einhalten wollen, müssen wir die Logistikabläufe perfekt beherrschen“, betont Renaud Brassart. Damit ihnen das gelingt, haben die für die Revision der Bauteile zuständigen Unternehmen verbindliche Vertragsklauseln unterzeichnet. So dürfen zum Beispiel zwischen dem Zeitpunkt, an dem ein Teil die Werkstätte verlässt, und dem Zeitpunkt, an dem es überholt und einbaufertig zurückkommt, nicht mehr als zehn Tage vergehen.

Ein verbindendes Programm

Das Programm gibt Anlass zu regelmäßigem Austausch zwischen allen Fachbereichen und Abteilungen des Unternehmens. Insbesondere die Teams in den Bereichen Maintenance & Services und Locomotive Leasing stimmen ihre Erwartungen und Auflagen aufeinander ab, um die Übergabe- und Rückgabetermine für die Arbeiten an den Lokomotiven zu planen. Der Einkauf hingegen agiert als Schnittstelle zwischen den Lieferanten und den internen Teams.

Der längere Stillstand der Lokomotiven kann auch die Gelegenheit bieten, andere Projekte voranzubringen“, merken Samia Saadaoui und Elias Charles an. „Aktuell arbeiten wir eng mit den Locomotive Leasing Teams zusammen, um die Mid-life-Revision und die Instandhaltung der Drehgestelle bestmöglich zu synchronisieren.“

Wie sieht die operative Phase des MLO-Programms heute aus? Bis das Werk in Ostricourt im Laufe des Jahres 2024 zur Verfügung steht, findet die schwere Instandhaltung der Lokomotiven in den Räumlichkeiten unseres Partners Hiolle Technologies statt. Zwei Fahrzeuge sind bereits wieder in Betrieb und drei weitere werden gerade überholt. „Die Maschine, die als Prototyp diente, hatte anderthalb Jahre stillgestanden. Sie ist seit über zwei Monaten ohne jegliche Probleme wieder im Fahrbetrieb: weder Störmeldungen noch Pannen“, berichtet Renaud Brassart. Ein guter Auftakt für das Programm, das bis 2029 gestaffelt ist.

Modernisierte Prima, optimierte Ausrüstung

Akiem will die Standzeit der Prima-Lokomotiven nutzen, um sie wieder auf Vordermann zu bringen, zusätzlich zu den im Instandhaltungsplan vorgesehenen Arbeiten. So werden etwa die Führerstände neu gestrichen und mit USB-Steckdosen ausgestattet, die Halogen-Scheinwerfer werden durch LED-Modelle ersetzt und manche Bauteile, die nicht mehr verlässlich oder veraltet sind – Luftkompressor, Konsole, Bedienpult, Traktionskontrolle … – werden ersetzt oder optimiert. Es ist auch die Gelegenheit, unsere Flotte zu vereinheitlichen: Die Lokomotiven, die nach dem Programm in jeder Hinsicht wie neu sind, werden mit dem Akiem-Design versehen.